Tschechien grenzt an Deutschland und ist bei den Deutschen beliebt. Inzwischen kann man auch ohne größere Hürden Immobilien in dem Land erwerben. Besonders beliebt ist Prag, doch Tschechien hat noch viel mehr interessante Regionen zu bieten. Worauf beim Erwerb einer Immobilie zu achten ist.
Wie fast überall in der EU gibt es für Unionsbürger keine besonderen rechtlichen Hürden mehr beim Immobilienkauf in der Tschechei. Seit Ende einer Übergangszeit bis 2011 können EU-Bürger dort überall ohne Einschränkungen Immobilien erwerben.
Wer in der Tschechei eine Immobilie sucht, kann dabei verschiedene Möglichkeiten wählen: Immobilienportale im Internet, Anzeigen in Tageszeitungen oder auch Aushänge. In vielen Fällen kann es auch ratsam sein, einen Makler mit der Suche zu beauftragen – er kennt sich vor Ort gut aus und kennt die örtlichen Gepflogenheiten. In vielen ländlichen Regionen lassen sich dabei echte Schnäppchen machen. Teurer ist dagegen die Landeshauptstadt Prag mit ihren vielfältigen kulturellen Angeboten. Allerdings liegen auch dort die Preise in der Regel unter dem, was man in anderen europäischen Metropolen zahlt. Unabhängig vom geforderten Preis sollte man das Wunschobjekt jedoch immer sorgfältig auf Mängel untersuchen, im Zweifel hilft ein Sachverständiger.
Genau wie auch in Deutschland wird der Immobilienkaufvertrag in Tschechien durch einen Notar beglaubigt. Es ist ratsam, sich vorab zum Beispiel von einem fachkundigen Rechtsanwalt beraten zu lassen, vielfach findet man auch Rechtsanwälte, die die deutsche Sprache sprechen. Im Vorfeld sollten wichtige Unterlagen beigebracht werden. Dazu zählen unter anderem ein Grundbuchauszug oder auch ein Nachweise zu einem eventuell bestehenden Vorkaufsrecht und gegebenenfalls eine Verzichtserklärung des Vorkaufsberechtigten.
Der Notar setzt dann einen Kaufvertrag auf, der beim Notartermin vom Käufer und Verkäufer unterschrieben und vom Notar beglaubigt wird. Dieser kümmert sich sodann um den Eigentumsübergang. Ratsam ist es, zu vereinbaren, den Kaufpreis auf ein Konto des Notars einzuzahlen. Erst nach Eintragung des neuen Eigentümers ins Grundbuch überweist dieser dem Verkäufer den Kaufpreis. Das Grundbuch erfasst unter anderem die Eigentumsrechte an allen Immobilien in der Tschechischen Republik und wird vom Katasteramt geführt.
Neben dem Kaufpreis sind auch noch Gebühren, Steuern und andere Kosten mit einzukalkulieren. Ein wesentlicher Kostenfaktor ist dabei die Grunderwerbsteuer, die seit einer gesetzlichen Neuregelung im Jahr 2014 einheitlich vier Prozent des Erwerbswertes beträgt, abzüglich etwaiger Aufwendungen – etwa für einen Sachverständigen, der den Wert der Immobilie ermittelt hat. Der Erwerbswert ist in der Regel der Kaufpreis oder aber auch der steuerliche Vergleichswert, also eine Art Bewertung der Immobilie durch das Finanzamt. Dieser Wert wird allerdings nur dann herangezogen, wenn der Kaufpreis weniger als 75 Prozent des steuerlichen Vergleichswertes beträgt.
Allerdings gibt es Ausnahmen, bei denen der Käufer von der Grunderwerbsteuer befreit ist. Wer erstmals Wohneigentum erwirbt und dieses innerhalb von fünf Jahren nach Erwerb für eigene Wohnzwecke nutzt, zahlt keine Grunderwerbsteuer. Auch wer die Immobilie im Rahmen einer Zwangsversteigerung erwirbt, muss die Steuer nicht zahlen. Ebenfalls befreit sind Gebietskörperschaften und Wohnungsbaugenossenschaften.
Besteht eine Steuerpflicht, so muss dies dem Fiskus spätestens drei Monate nach dem Monat, in dem der Eigentumswechsel im Grundbuch vollzogen wurde, angezeigt werden. Standardmäßig ist zwar der Verkäufer der Steuerpflichtige, in der Regel wird jedoch im notariellen Kaufvertrag geregelt, dass der Käufer die Steuer zahlt. Allerdings haften beide gesamtschuldnerisch. Das heißt, zahlt derjenige, der die Steuer laut Vertrag zahlen müsste nicht, so kann sich der Fiskus an der anderen Vertragspartei schadlos halten.
Daneben sind noch weitere Kosten zu tragen: Für die Abwicklung des Kaufvertrags, einschließlich der Grundbucheintragung, sind rund 500 Euro zu veranschlagen, hinzukommen gegebenenfalls noch Kosten für rechtliche Beratungen oder Übersetzungen. Makler verlangen in der Regel rund drei bis acht Prozent Provision, die zumeist vom Verkäufer getragen werden.
Es ist in manchen Fällen sinnvoll, Bescheinigung über den vorübergehenden Aufenthalt in der Tschechei einzuholen. Das ist für EU-Bürger zwar nicht verpflichtend, kann aber den Behördenverkehr erleichtern und so für eine zügige Abwicklung des Immobilienerwerbs sorgen. Die Bescheinigung kann bei der tschechischen Ausländerpolizei beantragt werden.
Die Landeshauptstadt Prag ist gleichzeitig auch das kulturelle Zentrum des Landes und entsprechend beliebt. Wer hier eine Immobilie erwerben will, sei es als Feriendomizil oder zum dauerhaften Aufenthalt, muss mit Preisen rechnen, die höher sind als in weniger urbanen Gebieten. Das Preisniveau für Immobilien ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen, reicht aber noch nicht ganz an das Niveau anderer europäischer Metropolen heran und auch die Lebenshaltungskosten sind moderat.
Interessant kann auch Böhmen sein. In Westböhmen finden sich zahlreiche Seen und naturnahe Laubwälder wie der Böhmerwald. Daneben gibt es auch kulturelle Highlights, und Bierliebhaber sollten die Stadt Pilsen im Blick behalten. Von hier stammt das berühmte Pilsener Urquell. Nordböhmen ist dagegen ein Weinanbaugebiet und genau wie im Riesengebirge, gibt es hier viele Rad- und Wanderwege. In Südböhmen befindet sich die Stadt Cesky Krumlov, die wegen ihrer zahlreichen mittelalterlichen Bauten von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde, ebenso liegt dort die ebenfalls für ihr Bier berühmte Stadt Budweis. Immobilien sind in Böhmen in der Regel deutlich günstiger als in Prag, auf dem Land finden sich manchmal noch kleine Einfamilienhäuser für unter 100.000 Euro.
Mähren zeichnet sich durch waldreiche, vielseitige Landschaften aus. Im Adlergebirge finden sich zudem zahlreiche sehenswerte mittelalterliche Ruinen, verschiedene Seen eignen sich für Wassersportaktivitäten. In Südmähren befindet sich die historische Stadt Brünn und im Umfeld zahlreiche Sehenswürdigkeiten wie Burgen und Schlösser. Auch in Mähren sind die Immobilienpreise nicht so hoch wie in der Landeshauptstadt, sodass sich noch bezahlbare Objekte finden lassen.
Stand: Dezember 2018
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